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Umbau eines österreichischen Vierachsers in einen Wendezugbefehlswagen (analog)

Es hat mich schon immer gestört, dass die Kastendampflok von LGB nur auf der vorderen Stirnseite Laternen besitzt. Als Endbahnhof musste ich die Lok immer von Hand umdrehen, da ich noch keine Drehscheibe besitze und meine schöne Wendeschleife nach Stieger Vorbild von meinen Gartenbahnfreunden mit missbilligenden Kommentaren, wie „Kreisverkehr wollen wir doch nicht“, massiv abgelehnt wurde.


Hier fehlen doch die Laternen Als ich zum erstenmal den österreichischen Vierachser mit seinen drei Frontfenstern sah, entstand vor meinem geistigen Auge das Bild eines Wendezuges. Im Befehlswagen sollte der Lokführer mit seinem Führerbremsventil und einer geeigneten Klingel- oder Gegensprechanlage sitzen und von dort den Heizer mit Reglerberechtigung dirigieren. Elektrisch sollte der Befehlswagen mit eigener Stromaufnahme ausgestattet sein, die über die Innenbeleuchtungsleitung bis zur Lok als Verlängerung der Stromaufnahmebasis dient.

Die dreifenstrige Wagenfront passt wunderbar zu der der Kastenlok In Ebay wurde ich auch schnell fündig und konnte zwei der Waggons meiner Begierde ersteigern. Die notwendigen Zurüstteile habe ich direkt bei LGB als Ersatzteile bestellt und wie immer kurzfristig erhalten. Hier die Liste der Teile:
3 Dachlüfter des öster. Personenwagen
1 Horn für einen Triebwagen (z.B. Schweineschnäuzchen)
3 vollständige Laternen der Kastendampflok (18 V)
3 Scheibenwischer für einen Triebwagen (z.B. Schweineschnäuzchen)
4 Innenbeleuchtungen für zwei Waggons (24 V)
1 Paar Kugellagerradsätze mit Stromabnehmer
1 Paar Metallscheibenradsätze
1 Lokführer von einem Triebwagen (z.B. Schweineschnäuzchen)
1 Sitz für Lokführer von einem Triebwagen (z.B. Schweineschnäuzchen)
Zusätzlich noch eine Diode (1 Amperetype) und etwas Elektrokabel mit Schrumpfschlauch sowie drei Schrauben mit Muttern 2,5 mm
Klebstoff: Pattex Repair

Zuerst habe ich mich an die Dachgestaltung gemacht. Beim Ausmessen der Lüfterstandorte hat mir das Maßband aus dem Nähkorb meiner Frau gute Dienste geleistet, denn es schmiegt sich wunderbar an die Dachwölbung an. (Zurücklegen nicht vergessen. Das gibt Pluspunkte oder wenigstens keine Minuspunkte) Nach dem korrekten Messen und Ankörnen sämtlicher Bohrlöcher mit einer Reißnadel ist das Bohren mit einem Bohrklöbchen kein Hexenwerk mehr. Das Loch für das Horn muss noch mit einer kleinen Feile rechteckig aufgeweitet werden. Dann kann das Horn eingesteckt und von der Dachunterseite mit Kleber gesichert werden.

  Neben den Lüftern ist bereits das Horn zu sehen

Für die Lampen- und Scheibenwischermontage gilt ebenfalls genaues Messen und Ankörnen der Bohrlöcher. Bei meinem Waggon ist der Bremsschlauch noch reliefartig angespritzt und muss im Bereich der rechten Lampe mit einem Skalpell abgeschabt werden. Vorsicht sehr scharf! Mit der Schiebelehre werden die Durchmesser der Bohrungen an Lampen und Scheibenwischern ermittelt. Die Löcher werden wieder von Hand mittels Bohrklöbchen gebohrt. Die Lampengehäuse werden durch 2,5 mm Schrauben mit Muttern an der Stirnseite befestigt. Die weißen Einsätze und Scheiben ergänzen sie. Unterhalb der Lampen werden jeweils 2 mm Löcher gebohrt durch welche die Kabel der Lampeneinsätze in das Wageninnere geführt werden. Die Scheibenwischerachsen werden, nachdem sie in die Löcher gesteckt wurden, vom Innenraum her mit dem Lötkolben verschmolzen. Dadurch bleiben sie beweglich und man kann sie noch in Ruhe ausrichten oder nach Wunsch verstellen.

  Hier beobachtet der Lokführer schon die Strecke

Den Lokführer klebt man auf den Sitz und führt ihn von oben in seinen etwas beengten Führerstand. Bitte erst die Lokführer/Sitz-Kombination im Waggon mit doppelseitigem Klebeband fixieren, wenn die Elektroverkabelung abgeschlossen ist. Die Kabel der Frontlaternen werden am Fußboden und am Dach durch den Führerstand in das nächste Abteil verlegt. Dort und am gegenüberliegenden Ende des Wagens wurde bereits ein Loch zur Aufnahme der Stromversorgung vom Drehgestell in den Boden gebohrt. Die Stromaufnahme erfolgt über die Kugellagerräder in den beiden Drehgestellen und wird über die Steckverbindung an der Achse zur Innenbeleuchtung geführt. Wichtig ist, dass die beiden Stromversorgungen von den Drehgestellen absolut parallel ausgeführt werden, da es sonst zum Kurzschluss kommen kann. Ebenfalls ist die Kabelweiterführung zur Lok zu prüfen. Sollte irgendwo eine Vertauschung vorgekommen sein, so kann dies durch Vertauschen der Steckkontakte an den Achsen ausgeregelt werden. Die Kabel von den drei Stirnlampen werden zusammengefasst und über eine Diode, deren Einbaurichtung man am besten durch einen Versuch auf dem unter Spannung stehendem Gleis ermittelt, an die Innenbeleuchtung angeschlossen. Bei richtiger Einbaurichtung leuchten die Lampen nur dann, wenn der Wendezugbefehlswagen vorne läuft.

   Die Metallräder bringen zusätzliches Gewicht

Das vordere Drehgestell wurde mit der Deichsel zur Wagenmitte hin eingebaut. So stört der Kupplungsbügel nicht das Gesamtbild der Stirnseite, kann aber jederzeit wieder hervorgezaubert werden, wenn er benötigt wird.

 

Die Stirnseiten passen doch recht gut zusammen.

Soll ein Schienenräumer befestigt werden, so muss man die Deichsel kürzen, um auf dem Deichselstumpf den Schienenräumer, z.B. einer österreichischen U,  anschrauben zu können.

            

Der Schienenräumer wurde von oben angeschraubt     Front mit Schienenräumer


So sieht der Wendezug geschoben aus ....                  ... und so gezogen

Erinnern sie sich noch an mein geistiges Auge mit dem Wendezug? Ich konnte diese Vision natürlich nicht für mich behalten und habe bei unserem letzten Gartenbahnertreffen darüber geplaudert. Das ist so gut angekommen, dass Jürgen von Neustadt Ost auch so einen Steuerwagen haben wollte. Deshalb habe ich auch für ihn einen österreich. Vierachser ersteigert und die Zurüstteile gleich doppelt bestellt. Jetzt kann von den beiden Endbahnhöfen Holzhausen und Neustadt Ost jeweils ein Wendezug starten.

 Steuerwagen in Luxusausführung, erkennbar an den goldenen Lampenringen und dem Doppelhorn
 Wenn ich die goldenen Lampenringe sehe, fällt mir immer Drafi Deutschers Song ein: „nimm den goldenen Ring von mir, damm, damm“. Zum Glück kann bei der Sandfeldbahn fast jeder machen was er will und selbst dazu ist er nicht verpflichtet. Vielleicht regt der Steuer- oder Wendezugbefehlswagen zum Nachbau an. Es würde mich freuen.

Allzeit Gute Fahrt und eine handbreit Wasser über der Feuerbüchse

wünscht Winnie vom Bhf Holzhausen



Anläßlich eines Segeltörns vor Mallorca 2005 konnten wir diesen nostalgischen Zug fotografieren. Er verkehrt regelmäßig zwischen Palma und Soller. Die Ähnlichkeit mit dem vorgestellten Steuerwagen ist sehr groß mit der Ausnahme, dass der Mallorcazug am Draht hängt.

Der Zug wurde 1929 in  Dienst gestellt.


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